Auslandsemester (4.Semester) in Zypern, University of Nicosia
Erfahrungsbericht von Kim Dietzel
Ich habe mein Auslandssemester während des vierten Semesters an der University of Nicosia auf Zypern absolviert.
Ich wollte schon immer ein paar Monate im Ausland verbringen, um eine neue Kultur kennenzulernen und um mein Englisch zu verbessern. Ich habe mich für Zypern entschieden, da ich nur Positives von Studenten gehört habe, die ihr Auslandssemester dort verbracht haben.
Doch bevor es losging, gab es noch einiges zu erledigen. Da ich daheim wohne, musste ich keine Wohnung oder sonstiges kündigen. Meinen Handyvertrag habe ich auch behalten, da man auf Zypern fast überall Internet hat und man somit immer erreichbar ist. Da die gewöhnliche Auslandskrankenversicherung für Urlaube nur für eine begrenzte Anzahl an Tagen gültig ist, brauchte ich natürlich eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung. Diese habe ich bei der HanseMerkur abgeschlossen, allerdings nie gebraucht.
Natürlich braucht man auch eine Unterkunft auf Zypern. Gefunden habe ich meine Wohnung über Facebook. Es gibt diverse „Erasmus Students Cyprus“ Gruppen, in denen man viele Wohnungsinserate findet. Die Wohnungssuche war sehr einfach. Ich habe eine Anzeige gesehen, darauf geantwortet und schon hatte ich eine Wohnung und zwei Mitbewohner. Unsere Wohnung war komplett möbliert mit einem riesigen Balkon, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt hatte. Die Schlafzimmer sind zwar alle sehr klein, dafür Küche, Wohn- und Esszimmer umso größer. Ich habe 275€ Miete pro Monat bezahlt und alle 2 Monate noch Strom und Wasser. Die Kosten dafür lagen bei 25€ pro Monat. Besonders Wasser ist sehr günstig auf Zypern, jedoch wird davon abgeraten, es zu trinken. Das Geld für die Nebenkosten hat die Hausverwalterin persönlich abgeholt. Wir haben einen Termin gemacht, jedoch kam sie meistens nicht. Leider war auch unsere Decke abgebröckelt und somit mussten die Handwerker kommen. Sie haben uns Bescheid gegeben, jedoch kamen auch sie meist nicht oder kamen 3 Tage später. Somit war unsere Wohnung über mehrere Wochen hinweg ziemlich chaotisch und dreckig.
Meine Wohnung lag 5km weit weg von der Uni, dafür habe ich nur 15min zu Fuß bis in die Innenstadt gebraucht. Mit dem Bus ist es allerdings kein Problem zur Uni zu kommen. Heimwärts wird es allerdings schwieriger. Nach circa 1- 1,5h Vorlesung wird eine Pause gemacht von 20 – 25min. Nach dieser Pause halten die meisten Professoren nur noch 15min Vorlesung und wenn dann Schluss ist, ist der Bus meistens vor 5min abgefahren. Ab 11.30 Uhr fahren die Busse nur noch alle 45min und ich musste dann 40min auf den Bus warten. Manchmal ist mir der Bus auch direkt vor der Nase weggefahren oder er kam gar nicht und man musste weitere 45min warten. Ich saß sehr oft an der Bushaltestelle und habe auf den Bus gewartet. Da meine Vorlesungen hauptsächlich ab 18 Uhr stattfanden, war es noch unangenehmer so spät nach Hause zu kommen. Das war meistens um 21.30 Uhr. Das war auf Dauer ziemlich nervig und das hat mich am meisten gestört.
Sonst kann ich jedoch nur Positives über die Universität und die Professoren berichten. Alle sind sehr nett und es wurde jedes Problem in kürzester Zeit gelöst. Die Professoren zeigen viel Interesse und sind herzlich. Es ist viel persönlicher als in Deutschland. Die Vorlesungen fanden auf Englisch statt und man hat alles sehr gut verstanden und konnte folgen. Ich habe mich jedoch in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt. Es gibt Hausaufgaben, die auch abgegeben werden müssen und benotet werden, Tests und Quizzes, Midterms und Vorträge. Das war einerseits anstrengend und zeitaufwendig, andererseits auch gut, weil man nur einen Bruchteil des Vorlesungsstoffes lernen musste.
Ich habe die Kurse Marketing, Marketing Research, Introduction to Management, Managerial Accounting und Business Communications belegt. Nehmt auf jeden Fall euren Taschenrechner mit, der ist zwingend notwendig für Accounting. Man konnte den Vorlesungen sehr leicht folgen. Manche waren aber auch chaotisch, da die meisten Professoren Ihre PowerPoint nicht selber erstellen und so kann es passieren, dass der Professor sich erst kurz informieren muss, bevor er weiter erklärt. Die Kurse fand ich alle sehr interessant. Das einzige, was mir nicht gefallen hat, war, dass die meisten Kurse erst ab 18.00 Uhr stattfanden.
Zu dem Essen in der Uni lässt sich sagen, dass es z.B. Fastfood wie Burger oder Pommes recht günstig gibt, die richtigen Gerichte sind jedoch sehr teuer. Manche kosten 6€.
Neben den Vorlesungen gab es auch diverse Freizeitangebote. Es gibt die „Erasmus Society Nicosia“, die Partys und Ausflüge organisieren. Es gibt zwei Partys pro Woche, immer mittwochs und freitags.
Ich habe jedoch Zypern auf eigene Faust mit Freunden erkundet. Besonders empfehlen kann ich eine Wanderung durch die Avakas Schlucht. Es geht über Stock und Stein und, wenn man nicht aufpasst, auch durch das Wasser. Es ist ziemlich beeindruckend. Man erreicht die Schlucht jedoch nur mit dem Auto. Die Schlucht war mein Highlight auf Zypern und man sollte sie unbedingt durchwandern.
Außerdem muss man auf jeden Fall ans Kap Greco. Die Klippen sind wunderschön dort. Auf dem Weg zum Kap kommt man auch an Agia Napa nicht vorbei: dem Urlaubsort auf Zypern. Hier findet man den Nissi Beach, den man auf jeden Fall besucht haben muss und die Love Bridge. Der Nissi Beach ist der schönste, aber leider auch der meist besuchteste Strand auf der griechischen Seite.
Die Stadt Paphos ist auch sehenswert. Dort kann man die Königsgräber besuchen. Außerdem befindet sich nicht weit weg davon die Aphrodite Hills. Hier ist Aphrodite aus dem Meer gestiegen und es ist wunderschön dort.
Im Februar habe ich das Troodos Gebirge besucht und dort lag sogar noch Schnee, obwohl es überall sonst schon frühlingshafte Temperaturen waren. Man konnte dort sogar noch Ski fahren. Es gibt auch Wasserfälle im Gebirge, für manche muss man allerdings Eintritt zahlen.
Auf der türkischen Seite gibt es auch einige schöne Plätze. Famagusta hat eine sehr schöne Altstadt und dort findet man auch die Ghost Town. Dort stehen viele Hochhäuser leer und sind teilweise schon zerstört und das direkt am Strand.
Auch Kyrenia ist einen Besuch wert mit seinem beeindruckenden Hafen und der Burg.
Zypern ist im Vergleich zu Deutschland um einiges teurer. Die Kosten für meine möblierte Wohnung und die Nebenkosten mit insgesamt ca. 300€ waren im Rahmen. Jedoch sind die Lebensmittel sehr teuer, wenn man nicht nur von Nudeln und Tomatensoße leben möchte. Es macht fast keinen Unterschied etwas selbst zu kochen oder essen zu gehen. Das meiste kostet das Doppelte auf Zypern, manches sogar das Dreifache. Ich bin immer im Lidl einkaufen gewesen, dort war es zwar auch teurer aber nicht übermäßig teuer.
Es gibt jedoch für Museen und Sehenswürdigkeiten Vergünstigungen für Studenten. Das meiste kostet dann nur noch die Hälfte.
Auf Zypern gibt es natürlich auch öffentliche Verkehrsmittel, jedoch nur Busse. Eine Busfahrt ist aber sehr günstig mit 0,75€. Ein Monatsticket für Nicosia kostet für Studenten 20€. Auch die Intercity Busse, die von Stadt zu Stadt fahren, sind spottbillig. Um in das 150km entfernte Paphos zu kommen, kostet es als Student gerade mal 3,50€.
Die Busverbindungen muss man sich im Internet raussuchen und man muss wissen, wann der Bus fährt, das steht nämlich leider nicht an der Bushaltestelle. Ich empfehle immer mindestens 10min bevor der Bus kommt da zu sein, denn manchmal kommt er tatsächlich 10min früher als er sollte.
Auf der türkischen Seite ist das mit den Bussen nicht so einfach. Im Internet gibt es keine Busfahrzeiten und wenn man zu einem Gate kommt, von dem verschiedene Busse abfahren, muss man entweder die Busfahrer fragen, wohin sie fahren oder es steht jemand draußen und ruft das Ziel aus. Es gibt keine richtigen Bushaltestellen. Die Busse fahren aber alles in kurzen Zeitabständen, so dass man nicht lange auf den Bus warten muss.
Ein negativer Punkt ist, dass es auf Zypern überall Katzen gibt. Egal, wo man sich hinsetzt oder was man macht, überall kommt ein Rudel Katzen und möchte gefüttert werden. Sie springen sogar ein einem hoch oder hüpfen dir aus dem Müllcontainer entgegen.
Weiterhin ist mir negativ aufgefallen, dass Frauen dort sehr anders behandelt werden. Man wird immer auf der Straße angestarrt und die Männer rufen einem was zu oder sie hupen und brüllen aus dem Fenster. Das war sehr lästig, aber dort ist das normal.
Trotzdem hat es mir auf Zypern sehr gut gefallen. Ich empfehle jedem, der über ein Auslandssemester nachdenkt, dieses auf Zypern zu absolvieren. Die Leute sind sehr nett und jeder spricht dort Englisch. Man wird mit offenen Armen empfangen, findet sehr schnell neue Freunde und das Land ist wunderschön. Ich wäre gerne noch länger auf Zypern geblieben.
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