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Daniel Seuling
MartNr.: 302674








„Als die Athener ihn aufforderten sich den heiligen Weihen zu unterziehen und sagten, im Hades hätten die Geweihten den Vorrang, erwiderte er: »Das wäre doch lächerlich, wenn ein Agesilaos und Epameinondas sich im Pfuhle herumtreiben, dagegen nichtige Gesellen, nur weil sie die Weihe empfingen, auf den Inseln der Seligen wohnen sollen.“

Diogenes Laertuis über Diogenes aus Sinope




Lob des Urhebers


Diogenes aus Sinope (405 v. Chr. - ca. 320 v. Chr.) war ein sehr populärer antiker griechischer Philosoph, der sein Leben aus vollster Überzeugung mit dem Streben nach Bescheidenheit und stetem Fokus auf das wirklich Wichtige verbrachte. Große Bekanntheit, ebenso wie hohes Ansehen, erlangte dieser nicht nur durch sein oft zitiertes gesprochenes Wort, sondern vor allem dadurch, dass er auch Taten folgen ließ. Er lebte vollends seine eigene Philosophie.




Umschreibung


„Als die Athener ihn aufforderten sich den heiligen Weihen zu unterziehen und sagten, im Hades hätten die Geweihten den Vorrang, erwiderte er: »Das wäre doch lächerlich, wenn ein Agesilaos und Epameinondas sich im Pfuhle herumtreiben, dagegen nichtige Gesellen, nur weil sie die Weihe empfingen, auf den Inseln der Seligen wohnen sollen.“
Der Auffassung der Athener, als Geweihter im Hades begünstigt zu sein, widerspricht Diogenes entscheidend. So bezeichnet es der Philosoph als lächerlich, dass einfache Männer, nur durch den Empfang heiliger Weihen höher gestellt werden als beispielsweise ein Agesilaos und Epameinondas. Der eine ein siegreicher Spartanerkönig, der andere ein berühmter Feldherr, die sich beide durch tugendhafte Handlungen und besondere Tapferkeit ausgezeichnet haben. Hier wird deutlich, wie wenig Gewicht er nackten Riten und bloßen Gesten zuspricht. Für ihn zählen in aller erster Linie die tatsächlichen Handlungen, die vollbrachten Taten.




Beweis


Und ohne jeglichen Zweifel ist das so.
So wird ein Gläubiger, der zwar sämtliche Gepflogenheiten seiner Religion eifrig mitmacht, sein Leben sonst jedoch unauffällig verlebt, seinem Gott niemals so nahe sein wie jemand, der das Wort und den Auftrag seines Gottes wahrhaftig verinnerlicht, indem er seine Überzeugung durch Taten beweist. Jemand, der Nächstenliebe wirklich zeigt, Hungernden zu essen gibt und Obdachlosen Unterschlupf gewährt. Jemand, der aufrichtig und umsichtig durch sein Leben geht. Dieser jemand ist Gott nahe, dieser jemand wird Gott auch über den Tod hinaus nahe sein, was dem Himmel gleichkommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob ebendieser sich sämtlichen religiösen Traditionen und Gebräuchlichkeiten hingegeben hat oder nicht. Denn das Brot des Ungeweihten macht den Hungernden genauso satt wie das Brot des Geweihten. Das Dach des Ungeweihten schützt den Obdachlosen genauso wie das Dach des Geweihten.




Widerspiel


Würden bloße Weihen wie Taufen oder sonstige Riten ausreichen, um nach dem Tod die Insel der Seeligen, den Himmel, oder was auch immer dem Glauben entsprechend erstrebenswert ist, zu erreichen, so nimmt das all den tugendhaft und gewissenhaft Handelnden den Wind aus den Segeln und bekräftigt diejenigen, die sich lediglich mit der Einhaltung bestimmter Bräuche brüsten. Während somit als Konsequenz die Zahl und der Einfluss Erstgenannter drastisch zurückgehen würde, steigt gleiches bei den Letztgenannten. Die Welt würde demnach nicht nur an Nächstenliebe, Tapferkeit, Selbstlosigkeit und vielem mehr verlieren, sondern auch einen immensen Zuwachs an Lüge und Heuchelei verkraften müssen.




Gleichnis


Nehmen wir einen Stein und schreiben „Kohle“ darauf, so bleibt er ein Stein. Nehmen wir einen Stein, gehen damit an einen besonderen Ort, in ein besonderes Gebäude und schreiben erneut „Kohle“ darauf, so bleibt er immer noch ein Stein. Denn wäre er Kohle, so wäre er schwarz, würde bei Verbrennung beträchtliche Wärme freisetzen und könnte zum Heizen verwendet werden.




Beispiel


Mose, eine Identifikationsfigur der Christen und ein Held seiner Religion. Der Retter des gesamten jüdischen Volkes. Selbstlos befreite er es aus der Gewalt eines tyrannischen ägyptischen Pharaos. Er ist der Mann, der das Meer teilte, bitteres Wasser in süßes verwandelte und seines Gottes Botschaft nicht nur seinen Glaubensbrüdern, sondern auch der gesamten restlichen Welt überbrachte.
Eine Taufe oder ähnliche Weihe hat Mose jedoch nie empfangen. Doch nicht einmal der größte Narr würde ihm die entsprechende Wertschätzung seines Gottes, auch über den Tod hinaus, absprechen. Nicht einmal der größte Narr würde leugnen, dass Mose 'gen Himmel hinaufgefahren ist.




Zeugnis


Kein geringerer als Jesus von Nazareth selbst sagt laut Matthäus 7,21 :
"Es werden nicht alle, die zu mir sagen ´Herr Herr!` in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.".
Ähnlich wie Diogenes macht er deutlich, dass es nicht auf leere Gesten ankommt, sondern auf das „tun“.




Beschluss


Diogenes vermittelt uns mit seinen Worten, dass wahre Tugend und ehrlicher Glaube nicht durch bloße formale religiöse Zugehörigkeit bewiesen wird, sondern durch unsere Handlungen. Sie alleine können uns letztendlich den Weg in den Himmel ebnen.



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