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Erfahrungsbericht Erasmus in Wrexham, Wales WS 2016/2017


Erfahrungsbericht von Ekaterina Volkova


Vorwort

Schon seit Beginn meines Studiums an der HS Schmalkalden, hatte ich ein Auslandssemester in Großbritannien vorgesehen.

Ein Auslandsemester (optional auch Praktikum) war im Rahmen meines Studiums eine Pflichtmaßnahme. Glücklicherweise erfüllte diese auch einen Aspekt meiner Selbstverwirklichung, und bereicherte mich nicht nur akademisch mit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen, sondern auch persönlich.

Bei Anbruch des 3. Semesters galt es, die dazugehörigen Maßnahmen zu ergreifen um diesen Wunsch in die Wege leiten zu können.

Ich verbrachte mithilfe der Erasmus Förderung insgesamt vier Monate in Wrexham an der Glyndwr University. An welcher ich insgesamt zwei Kurse belegte und absolvierte.

Vorbereitung

Ich begann mit den Vorbereitungen für meinen Auslandsaufenthalt im frühen 3. Semester wodurch ich gut in der Zeit lag um alle nötigen Maßnahmen zu treffen. Empfehlenswert ist der rechtzeitige Antritt der Planung vor allem, wenn man als Studierender auf Auslandsbafög angewiesen ist, da vor allem bei diesem die Bearbeitungszeit von ca. 6 Monaten zu beachten ist.

Der Prozess des Aufnahmeverfahrens von der Bewerbung als Erasmus Studentin bishin zur Einschreibung an der Glyndwr University erstreckte sich pausenlos vom Oktober 2016 bishin zum Oktober 2017.

Bewerbungsverfahren

Als erstes galt es ein schriftliches Anschreiben an die Hochschule Schmalkalden zu verfassen um sich um eine Nominierung als Erasmus Student zu bewerben. Nach der Nominierung an der Heimathochschule sendete mir die Partnerhochschule ein Formular für Erasmusbewerber welches Fragen zur Person, Wunschfächern und schon abgelegten Prüfungen beinhaltete. Daraufhin folgte die Nominierung durch die Partnerhochschule.

Des Weiteren konnte ich mithilfe des Auslandskoordinators der Partnerhochschule und den Modulbeschreibungen auf der Homepage der Glyndwr Universitiy meine Kurswahl festlegen.

Sobald ich daraufhin eine „Voraussichtliche“ Zusage der Glyndwr Universtiy im März des Jahres 2016 via Email erhalten, und meine gewählten Module stattgegeben wurden, kümmerte ich mich um die weitere Planung.

Das endgültige Fulltime Offer der walisischen Hochschule erreichte mich Ende August in Briefform und beinhaltete meine festgelegte Matrikelnummer und eine Einladung zur Einführungswoche und persönlichen Immatrikulation Ende September 2016.

Modulwahl

Die Modulwahl begann für mich im März 2016 und endete Ende Oktober an der Glyndwr University vor Ort.

Ich hatte im Vorfeld, im Anmeldeverfahren mithilfe meines persönlichen Auslandskooridiantors meiner Partneruniversität via Emailverkehr Kurse festgelegt, welche ich letztendlich wegen Überschneidungen und persönlicher Präferenzen teils umänderte.

Bei der Modulwahl sollte beachtet werden, dass der präferierte Kurs in erster Linie dem Level des Studenten entspricht, da dieser sonst nicht gewählt werden kann. Des Weiteren werden nicht alle Kurse im Winter-, oder Sommersemester angeboten.

Auf der Homepage der Universität findet man jeweilige Modulbeschreibungen die eine sinnvolle Wahl erleichtern sollte.

Meine ursprüngliche Kurswahl traf folgende Module:

COM521 Artificial Intelligence (Grundlagenwissen und Techniken der künstlichen Intelligenz, Entnote enspricht einer Gruppenarbeit)

COM527 Human Computer Relations (Hausarbeiten in den Bereichen Philosophie und Usability Engineering entsprachen jeweils zu 50% der Entnote)

COM524 Data Communication and Network (erstellen von LAN und WAN, arbeiten mit Cisco, Programmierung, Endnote entspricht zu 40% einer schriftlichen Prüfung und zu 60% einer Projektarbeit)

In den ersten zwei bis drei Wochen an der Partnerhochschule kam es zu ersten Moduländerungen. Das Modul Artificial Intelligence beispielsweise überschnitt sich mit dem Modul Human Computer Relations und wurde durch 3 D Modelling and Animation ersetzt, welches mir aufgrund der kreativen Komponente zusagte.

Das Modul Data Communication und Network wählte ich aufgrund persönlicher Präferenzen ab, da dieser tief in den Bereich der Elektrotechnik reichte.

Wohnungssuche und Unterkunft

Im Frühjahr begab ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Zwar tendierte ich gleich zu Beginn zu einem Wohnheimplatz, wägte jedoch interessehalber alle Möglichkeiten ab.

Eine der Möglichkeiten war das Mieten eines Apartments bzw. eines WG-Zimmers in Wrexham und Umgebung.

Diese Option schien attraktiv da Wohnpreise in Wales im Vergleich zu den anderen Teilen Großbritanniens relativ kostengünstig sind. Jedoch scheiterte es daran, eine voll eingerichtete Wohnung in der Nähe des Campus zu finden. Zudem erschien es mir unpraktisch für eine solch kurze Zeit Verträge bei Strom- und Internetanbieter abzuschließen.

Es ergaben sich aus der Suche nach Unterkünften auch einige möblierte WG-Zimmer, welche jedoch eher 20 Gehminuten aufwärts vom Campus gelegen waren.

Drei verschiedene Studentenwohnunterkünfte standen zu Auswahl. Das Student Village, direkt am Campus gelegen, Snowdon Hall welches in der Innenstadt lag und mit 15-20 Minuten Fußweg von Campus zu erreichen war, und meine Wahl, das Wohnheim Wrexham Village, welches zwei Gehminuten von Campus entfernt war.

Vom Student Village wurde mir gleich zu Beginn auf Foren und Facebookgruppen von ehemaligen Bewohnern abgeraten. Auch vor Ort hörte ich von Kommilitonen aus erster Hand ihre Wahl bedauert zu haben. Hauptkritikpunkt waren der geringe Wohnraum und die veralteten gemeinschaftlichen sanitären Anlagen der Unterkunft.

Einige Kommilitonen und Bekannte fanden sich auch in Snowdown Hall wieder, Hauptkritikpunkt war hier neben der geringen Privatsphäre und veralteten gemeinschaftlichen sanitären Anlagen die geografische Lage der Unterkunft, da diese ca. 20 Gehminuten vom Campus entfernt lag.

Nur ein paar Meter von der Universität entfernt, findet man diverse Einkaufsmöglichkeiten unteranderem einen Aldi, und einen Sainsbury’s (qualitativ und preistechnisch mit Edeka zu vergleichen). Die meiste Zeit war ich im Aldi einkaufen, da Lebenshaltungskosten in Großbritannien sehr hoch sind, und Aldi, qualitativ und auch preislich meines Erachtens die beste Option war.


Abbildung 1: Lage der Wohnheime in Wrexham


Abbildung 1: Lage der Wohnheime in Wrexham

Alle diese Studentenunterkünfte, besonders das Wrexham Village waren, lagen mit durchschnittlich zwischen 80 bis 110 Pfund pro Woche deutlich oberhalb der Wohnpreise in Schmalkalden.

Apartments bzw. Wohngemeinschaften lagen oftmals unterhalb der Preise für Studentenunterkünften, waren jedoch oftmals in Richtung Stadtmitte bis außerhalb Wrexhams gelegen.

Da meine höchste Priorität eine Unterkunft nahe des Campus war, und ich gerne ein eigenes Bad wollte, sowie eine geräumige Küche, wählte ich das Private Wohnheim Wrexham Village.

Das Wrexham Village war preistechnisch verglichen mit den restlichen Studentenunterkünften recht teuer, jedoch sehr zufriedenstellend.

Als Neubau war es auch mit entsprechend modernen und geräumigen Zimmern ausgestattet. Die Zimmer waren gut isoliert, und mit funktionierenden Heizkörpern in Schlafzimmer und Bad ausgestattet. Alle Zimmer beinhalteten zudem mit einem En-Suite Bad.

Ein Pluspunkt waren zudem der Service und die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Unterkunft. Bei Problemen mit Beispielweise Heizung und Beleuchtung war die Verwaltung 24/7 Hilfsbereit und entsandte Personal. Zudem patrouillierten zu jeder Tageszeit Sicherheitskräfte durch die Gemeinschaftsunterkünfte der Wohnräume und erkundigten sich nach dem Rechten.

Trotz der hohen Kosten hat sich das Wrexham Village allemal gelohnt. Es war zentral gelegen (1 Minute Fußweg zum Campus, 5 Minuten Fußweg bis zur Innenstadt) und war in einem sehr guten Zustand. Ich fühlte mich jederzeit sicher und vom freundlichen Personal gut umsorgt.

Abbildung 2: Das private Wohnheim Wrexham Village Ltd


Abbildung 2: Das private Wohnheim Wrexham Village Ltd


Anmeldung beim Arzt

Mit der Zusage der Wrexham University im Frühjahr 2016 informierte mich diese mit einem informellen Schreiben über die Notwendigkeit der Anmeldung als Patientin bei einem General Practitioner (zu Deutsch Hausarzt). Dadurch könnte ich die Dienste des britischen National Health Services (NHS) nutzen. Da mein Auslandsaufenthalt länger als 3 Monate andauerte, forderte man mich in diesem Schreiben dazu auf, vor meiner Anreise einen Hausarzt zu kontaktieren und sich bei diesem registrieren zu lassen.

Ich informierte mich daraufhin bei meiner Krankenkasse rund um meine Auslandsversicherung. Mir wurde mitgeteilt, dass ich (in meinem Fall) für die 4 Monate abgesichert wäre, und man mich über meine AOK-Karte in Großbritannien behandeln würde. Trotz dessen entschied ich mich sicherheitshalber doch bei einem Hausarzt anzumelden, welches sich als nicht so einfach herausstellte.

Als erstes suchte ich all die Kontaktdaten der Hausärzte innerhalb Wrexham und Umgebung heraus, und verschickte Emails mit einer ausführlichen Schilderung meiner Lage und der Bitte mich als Patientin registrieren zu lassen. Alle Anfragen wurden daraufhin abgelehnt, einige mit der Begründung, dass „es am Campus einen Doktor gäbe,“ und es sich „Caritas nenne.“

Nach Studienantritt suchte ich mit meinen Kommilitonen einen Hausarzt Vorort auf. Als wir an der Rezeption unsere Lage schilderten, wurde uns mitgeteilt, dass es zu umständlich sei eine Anmeldung vorzunehmen, da unser Aufenthalt zu kurz sei und wir nicht auf verschreibungspflichtige Medikamente angewiesen sind. Eine Behandlung sei natürlich im Notfall möglich gewesen. Irritiert, jedoch wissend, dass ich im Rahmen meiner Versicherung abgesichert bin, endete dort für mich meine Suche nach einem G.P.

Ich würde es daher jedem Studenten der einen längeren Auslandsaufenthalt plant, wärmstens empfehlen, den eigenen Versicherungszustand vor Abreise mit dem zuständigen Versicherungsfachangestellten abklären zu lassen.

Beginn der Reise

Mein Reiseantritt erfolgte schon Mitte September obwohl der Studienbeginn erst für Anfang Oktober angekündigt war. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, mich in Ruhe im neuen Umfeld zurecht zu finden und Kontakte zu knüpfen.

Anreise und Ankunft

Am 18. September 2016 begab ich mich mit dem Fernbus auf die Reise zum Stuttgarter Flughafen, von dem aus ich nach Manchester gelangte. Der Manchester Airport sowie der John Lennon Airport in Liverpool sind die nächstgelegenen Flughäfen mit Zugverbindungen nach Wrexham. Flüge (ohne Reisgepäck inbegriffen) erhält man mit Fluggesellschaften wie Easyjet und Ryanair bei früher Buchung im einstelligen Bereich.

Im Vorfeld lud ich mir eine App mit Bahnverbindungen herunter um leichter zu meinem Ziel zu gelangen. Es stellte sich als eine gute Idee heraus, da mir als deutsche die britische Organisation der Bahnstiege (und nicht vorhandener) Fahrpläne suspekt erschien.

Ich gelangte direkt vom Manchester Airport mit minimalen Umstiegen nach geschätzten zweieinhalb Stunden an den Bahnhof Wrexham General. Die Bahngesellschaft Arriva Trains ist wie ich gleich im Kleingedruckten auf einem Werbeplakat lesen konnte, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn und daher preislich mit einander vergleichbar.

Das Wohnheim Wrexham Village war (direkt neben dem Campus) nur wenige Meter links vom Bahnhof gelegen, wodurch ich glücklicherweise keine weiteren Probleme mit der Anreise hatte.

Die Verwaltung des Wohnheims empfing mich herzlichst und händigte mir sofort meine Schlüsselkarte aus, mit welcher ich Zugang zu meiner Etage und meinem Zimmer hatte (nur Bewohner der Etage sowie Personal hatten Zugang zu dieser).
Bettdecken und Kissen sowie Geschirr wurde nicht zur Verfügung gestellt, waren jedoch für einen kleinen Preis in den umliegenden Geschäften verfügbar.

Studieren in Wrexham

Nach der offiziellen und persönlichen Immatrikulation in der ersten Oktoberwoche, innerhalb der Introduction Week, zeigte sich die Glyndwr University von seiner besten Seite. Die Professoren waren sehr freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Jeden Studierenden wurde zu Beginn ein Personal Tutor zugewiesen an den man sich bei Fragen aller Art wenden konnte. Erstaunlicherweise sorgten sich trotz dessen alle Professoren und Mitarbeiter darum beratend zur Hilfe zu stehen.

Die Einführungswoche begann am 26. September und endete am 29. September und beinhaltete die persönliche Immatrikulation und zahlreiche Info-Veranstaltungen welche von Fakultät zu Fakultät variierten.

Am letzten Tag der Introduction Week hatte man die Gelegenheit, sich in den zahlreichen Interessenverbänden und Sportvereinen einzutragen.

Verschiedene Verbände, Sportvereine, Glaubensgemeinschaften und sogar der lokale Einzelhandel warben auf der sogenannten Fresher’s Fair mit Broschüren, Kugelschreibern und Snacks um die Gunst der Studenten. Für jeden Geschmack war dort etwas dabei: von Girls Rugby bis zur History Society. Was sehr interessant und einladend aussah, war für die Kurzlebigkeit meines Auslandsaufenthaltes leider, nicht rentabel.

Die Anwesenheit wurde bei jeder Vorlesung durch einscannen der Student-IDs dokumentiert. Besonders betraf die Anwesenheitspflicht die einheimischen Studenten, da unter 70% der vorgeschriebenen besuchten Veranstaltungen, ein Entzug des staatlichen Stipendiums drohte. Davon abgesehen lohnte es sich allemal, die Vorlesungen zu besuchen da diese sehr interessant gestaltet waren, und einem vor Ort bei Schwierigkeiten geholfen werden konnte.

Allgemein setzt die walisische Partnerhochschule auf einen großzügigen Support bei vielerlei Problemen. Studierenden wird bei der hochschuleigenen Förderungsabteilung Academic Support (sich in dem Bibliotheksgebäude befindend) auf Anfrage Hilfe geboten. Die Hilfe erstreckt sich von psychischen Problemen, Arbeitssuche, und Schwierigkeiten beim Lernen.
Beispielsweise bot ein Mitarbeiter des Academic Supports einige hilfreiche Veranstaltungen rund um das Thema akademisches Schreiben an, da ein Großteil der ausländischen Studenten geringe bis keine Erfahrung mit IEEE Referencing hatten.

Reisen im Raum Großbritannien

Auch das Reisen kam trotz Studium nicht zu kurz. Ich konnte die schönsten Orte in Wales, und Großbritannien besuchen und sie in vollen Zügen genießen. Gleich zu Beginn des Semesters erwarb ich die Railcard 16-25 am Bahnhof in Wrexham, welcher nahe der Universität gelegen ist. Die Karte an sich kostet um die 30 Pfund für 1 Jahr, und ermöglicht enorme Ermäßigungen beim Ticketkauf öffentlicher Verkehrsmittel. Der Kauf dieser Karte hatte sich bei den fast wöchentlichen Ausflügen innerhalb Wales (Llanduno, Cardiff, Llangollen, Conwy) und England (Chester, Liverpool, Birmingham, Manchester, Blackpool, London) sehr gelohnt.

Abbildung 3: Ausblick vom Conwy Castel über die Stadt Conwy, Wales


Abbildung 3: Ausblick vom Conwy Castel über die Stadt Conwy, Wales

Meine Mitbewohner und ich mieteten uns in unserer letzten Woche in Großbritannien ein Auto ab Wrexham, welches wir am Gatwick Airport in London abgeben mussten. Wir lebten in einem Apartment außerhalb Londons, um flexibel die Umgebung erkunden zu können. Dazu gehörten: Stonehenge, Warner Bros. Studios, Windsor, Oxford, und natürlich London selbst. Ich empfehle es ausserhalb Londons (z. B High Wycome) eine günstige Unterkunft zu mieten um dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den Kern zu gelangen, da die Unterkünfte außerhalb meist mehr Komfort bieten und zudem preiswerter sind.

Fazit

Mein Auslandsemester in Wales zu verbringen, war eine für mich wertvolle Erfahrung. Ich habe durch die jeweiligen Module die ich belegt hatte meine Stärken entdeckt, die meine berufliche Zukunft ebnen werden.

Es war eine unvergessliche Zeit, die mich persönlich stärker gemacht hat, in vielerlei Hinsicht. Ich konnte in dieser Zeit Menschen verschiedenster Kulturen kennenlernen und meinen Horizont mit all den neuen Eindrücken erweitern. Ich sehe es als Privileg, und bin dankbar für die Zeit die ich dort verbringen durfte.



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