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Version [34027]

Dies ist eine alte Version von Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren erstellt von RonnyGertler am 2013-08-15 21:42:01.

 

 (image: http://wdb.fh-sm.de/uploads/QualipaktLehre/BMBF_Logo_klein.jpg)

Betriebswirtschaftslehre 2 - Investitionsrechnung und Finanzierung - Kapitel 3 - Statische Investitionsrechenverfahren


Inhalte von Prof. Dr. Thomas Urban
www.multi-media-marketing.org

3.1 Grundlegende Eigenschaften statischer Verfahren



  • dienen der Beurteilung von Investitionen nach quantitativen Kriterien
    • Faktor Zeit wird nur unvollkommen berücksichtigt
    • können als heuristische Verfahren eingestuft werden
  • Ziel der statischen Investitionsrechenverfahren ist es,
    • die absolute Vorteilhaftigkeit einzelner Investitionsobjekte oder
    • die relative Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen zu bestimmen
  • Charakteristika:
    • Einperiodigkeit
    • Rechnen mit periodisierten Erfolgsgrößen
    • keine Berücksichtigung von Interdependenzen
  • die wichtigsten statischen Investitionsrechenverfahren sind:
    • Kostenvergleichsrechnung (Kap. 3.2)
    • Gewinnvergleichsrechnung (Kap. 3.3)
    • Rentabilitätsrechnung (Kap. 3.4)
    • Amortisationsrechnung (Kap. 3.5)



3.2 Kostenvergleichsrechnung



  • die Kostenvergleichsrechnung kann als statisches Investitionskalkül zur Lösung folgender zwei Problemstellungen, die in ihrer Art eindeutig abgrenzbar sind, eingesetzt werden:
    • Auswahlproblem
      • mehrerer alternativer Investitionsobjekte sind vorhanden
      • die Auswahl der vorziehenswürdigen Investition steht im Vordergrund
      • Beantwortung der Frage: Welche der Alternativen stellt die kostengünstigste dar?
    • Ersatzproblem
      • Ermittlung des günstigsten Ersatzzeitpunktes einer alten Anlage durch eine neue
      • Beantwortung der Frage: Ist es für das Unternehmen kostengünstiger, die alte in Betrieb befindliche, technisch noch nutzbare Anlage eine Periode weiterzubetreiben oder zu Beginn der Periode durch eine neue Anlage zu ersetzen?
      • Ersatz bereits zu Beginn der Periode wäre dann zu erwägen wenn die neue Anlage niedrigere Periodenkosten verursach als der Weiterbetrieb der alten Anlage



3.2.1 Kostenvergleichsrechnung zum Alternativenvergleich



  • Verfahren versucht, über einen Vergleich der Kosten von zwei oder mehreren Alternativinvestitionen diejenige zu bestimmen, die langfristig die geringsten Kosten verursacht
  • die Alternative wird ausgewählt, die relativ die höchste Wirtschaftlichkeit - Kostenersparnis - aufweist
  • Vergleichsmaßstab ⇒ durchschnittlichen Kosten einer Periode
  • da der Kostenverlauf über die gesamte Nutzungsdauer vielfach nicht oder nur sehr ungenau geschätzt werden kann, werden die durchschnittlichen Kosten einer Periode durch die Kosten der ersten Nutzungsperiode ersetzt


  • die Kosten pro Periode setzen sich aus zwei Komponenten zusammen:
    • Kapitalkosten (kalkulatorische Abschreibungen sowie kalkulatorische Zinsen auf das gebundene Kapital) und
    • Betriebskosten (Löhne und Gehälter sowie die Lohnnebenkosten, Materialkosten, Energiekosten, Instandhaltungs und Reparaturkosten, Betriebsstoffkosten)
  • Anmerkung: Erlöse, die das Investitionsobjekt verursacht, werden nicht berücksichtigt


Kapitalkosten



  • Kapitalkosten bestehen aus den kalkulatorischen Abschreibungen (AfA) und den kalkulatorischen Zinsen
  • kalkulatorische Abschreibungen sind die periodisierte Wert minderung des Investitionsobjektes während der Nutzungsdauer

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2051.gif)


  • unter Berücksichtigung eines geplanten Liquidationserlöses Ln kann die AfA wie folgt ermittelt werden:

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2052.gif)


Kapitalbindungsverlauf bei linearer Abschreibung

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2053.gif)


  • Liquidationserlös entspricht dem am Ende der Nutzungsdauer am Markt noch zu erzielenden Verkaufspreis oder dem Erlös aus Verschrottung abzüglich der Kosten des Abbruchs, der Demontage, Rekultivierung etc.
  • kalkulatorischen Zinsen stellen Kosten dar, die dadurch entstehen, dass Kapital im Investitionsobjekt gebunden ist
    • zum Zeitpunkt t0 entspricht das gebundene Kapital der Höhe der Anschaffungskosten
    • durch die jährliche Abschreibung vermindert sich das gebundene Kapital in gleichen Beträgen pro Periode bis zum Ende der Laufzeit

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2054.gif)



Durchschnittlich gebundenes Kapital bei kontinuierlicher Amortisation ohne und mit Restverkaufserlös

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2055.gif)


  • Zusammenfassend ergeben sich über die Projektlaufzeit T mit n Jahren die Durchschnittskosten pro Periode ohne Berücksichtigung eines Liquidationserlöses wie folgt:

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2056.gif)


  • unter Berücksichtigung eines Liquidationserlöses

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2057.gif)


Beispiel:

• Ein Unternehmen in der Automobilindustrie benötigt für die Fertigung eines
neuen Modells Drehteile eines bestimmten Typs. Das Unternehmen hat sich
entschlossen, diese Drehteile selbst zu fertigen und nicht als Zulieferteile
einzukaufen. Dazu werden neue Fertigungsanlagen benötigt. Nach einer
gründlichen Marktanalyse stehen die folgenden drei Fertigungsanlagen als
Investitionsalternativen zur Auswahl:


 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2058.gif)


Beispiel:

• Wie ist vorzugehen, wenn Unterschiede in der Kapazität, d. h. dem möglichen Leistungsumfang der Anlagen bestehen?

Fertigungsanlage A = 10.000 LE/Jahr
Fertigungsanlage B = 8.000 LE/Jahr
Fertigungsanlage C = 9.000 LE/Jahr


  • bei funktionsgleichen Objekten führen die Kosten pro Zeiteinheit und die Kosten pro Leistungseinheit der verschiedenen Alternativen zu denselben Vorteilhaftigkeitsaussagen
  • bestehen jedoch Unterschiede im Leistungsumfang ⇒ Vergleich der Kosten je Leistungseinheit durchführen
  • beim Kostenvergleich erfolgt der Ansatz von Durchschnittswerten, wobei:
    • entweder "echte" Durchschnitte der voraussichtlichen Kosten während der Nutzungsdauer ermittelt werden oder
    • unterstellt wird, dass die wahrscheinlichen Kosten des ersten Jahres auch repräsentativ für die folgenden Perioden sind, d. h. , es wird von s. g. "unechten Durchschnittskosten" ausgegangen


  • Investitionsvergleich von Anlagen mit sehr unterschiedlicher Kostenstruktur ⇒ summarischer Perioden- oder Stückkostenvergleich häufig nicht ausreichend
  • prüfen, für welches Auslastungsintervall die berechnete relative Vorteilhaftigkeit einer Anlage Geltung besitzt
  • Berechnung der kritischen Auslastung (Mkr):

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2059.gif)


  • zur Bestimmung der kritischen Menge sind die Kostenfunktionen der zu vergleichenden Anlagen zu ermitteln


Beispiel:

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2060.gif)

Berechnen Sie die kritische Ausbringungsmenge und stellen Sie Lösung auch graphisch dar



3.2.2 Kostenvergleichsrechnung zur Lösung des Ersatzproblems



  • häufig ist die Frage zu beantworten:
    • Sollte eine alte, in Betrieb befindliche, aber noch funktionsfähige Anlage eine Periode weiterbetrieben werden, oder ist es kostengünstiger, die alte Anlage sofort durch eine Neuinvestition zu ersetzen?
  • Der Ersatz der alten Anlage ist vorzunehmen, wenn der Kostenvergleich zu dem Ergebnis kommt, dass die
entscheidungsrelevanten Kosten pro Periode der alten Anlage größer sind als die entscheidungsrelevanten Kosten der neuen Anlage pro Periode.


  • Variante 1: Kapitalkosten der Altanlage sind einzubeziehen

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2061.gif)


  • Variante 2: Kapitalkosten der Altanlage sind nicht einzubeziehen

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2062.gif)


• Problem: beide Varianten kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen


  • Nettoprinzip

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2063.gif)


  • Bruttoprinzip

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2064.gif)



Verfahrensbeurteilung:


• Die Kostenvergleichsrechnung muss gleiche Erträge bei den Investitionsalternativen unterstellen, da nur unter dieser Voraussetzung die Kostenminimierung auch zu einer Gewinnmaximierung führt.
• Sie ist kurzfristiger, statischer Natur und erlaubt damit nur einen Vergleich zweier Zustände.
• Unterschiedlich lange Nutzungsperioden werden nicht berücksichtigt, ebenso wenig künftige Veränderungen der Kapazität und Qualitätsunterschiede der Anlagen.
• Es wird nur die relative Wirtschaftlichkeit ermittelt, da keine Erlöse berücksichtigt werden; deshalb erlaubt dieses Verfahren keine Analyse der Rentabilität des eingesetzten Kapitals.
• Da die Ertragsseite nicht berücksichtigt wird, ist die Kostenvergleichsrechnung nur dort sinnvoll anzuwenden, wo die Erträge durch die Investition nicht beeinflusst werden.
• Die angesetzten Durchschnittswerte, meist die Größen des ersten Jahres, werden als repräsentativ für die folgenden Perioden betrachtet, obwohl dies in der Realität nur sehr selten der Fall sein wird.



3.3 Gewinnvergleichsrechnung



  • Gewinnvergleichsrechnung ist eine Erweiterung des Kostenvergleichs ⇒ es wird nicht mehr von konstanten Absatzpreisen und einheitlicher Qualität der Leistung ausgegangen
  • Zielgröße: Gewinne von Investitionsalternativen
  • G = p * x - Kges


  • Entscheidungsregeln der Gewinnvergleichsrechnung
    • Eine Investitionsalternative ist absolut vorteilhaft, wenn ihr durchschnittlicher Periodengewinn (Erlöse minus Kosten) positiv ist. (G > 0).
    • Eine Investitionsalternative ist relativ vorteilhaft, wenn ihr durchschnittlicher Periodengewinn größer als der anderer Alternativen ist. (GI > G<sub>II</sub> oder G<sub>II</sub> > G<sub>I</sub>).


  • haben die zu vergleichenden Alternativen gleich hohe Produktions bzw. Ausbringungsmengen ⇒ Zeitgewinnvergleich oder auch ein Stückgewinnvergleich durchführen
  • haben Alternativen unterschiedlich hohe Ausbringungsmengen und soll eine bestimmte Menge produziert werden, so muss ein Gesamtgewinnvergleich durchgeführt werden


Beispiel:

• Es stehen drei Maschinen A, B und C zur Produktion eines Massen artikels zur Verfügung. Die Absatzmöglichkeit des Artikels wird mit maximal 90.000 Stück angegeben. Bis zu 80.000 Stück kann ein Preis
von 10 €/Stück erzielt werden. Die Produktion ab dem 80.001‘en Stück kann am Markt als „no-name“ Produkt zum Preis von 8 €/Stück abgesetzt werden. Es wird mit einem kalkulatorischen Zinssatz von 10% gerechnet. Führen Sie auf Basis der nachfolgenden Daten eine Gewinnvergleichsrechnung für die drei Maschinen durch!

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2066.gif)



Verfahrensbeurteilung:


• Vorteil gegenüber der Kostenvergleichsrechnung: ist zur Beurteilung von Investitionen einsetzbar ist, in deren Folge sich die Erlössituation ändert
• sie unterstellt allerdings, dass einem Investitionsprojekt neben seinen Kosten auch die Erlöse eindeutig zugerechnet werden können, was gerade in Mehrproduktfall nicht immer problemlos möglich ist
• Nachteile der statischen Investitionskalküle gelten im vollen Umfang
• Annahme, dass bei einem positiven Durchschnittsgewinn werde insgesamt der Kapitaleinsatz als Differenz zwischen
Anschaffungskosten und Liquidationserlös amortisiert, ist kritisch zu betrachten



3.4 Rentabilitätsvergleichsrechnung



  • Beurteilungskriterium der Rentabilitätsrechnung ist eine Verhältniszahl
  • Beurteilungsmaßstab ist der (Perioden-)Rentabilitätsgrad (RG) einer Investition.


 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2067.gif)


  • Kapitalbezugsgröße ⇒ es findet der ursprüngliche oder der durchschnittliche Kapitaleinsatz Verwendung
  • Der Kapitaleinsatz ist das durchschnittlich gebundene Kapital, wenn ein abnutzbares Investitionsgut vorliegt.


  • positiver Rentabilitätsgrad (RG > 0) zeigt zwei Dinge an:
    • Die Investition als solche ist vorteilhaft, da sie aus dem eingesetzten Kapital einen Gewinn erwirtschaftet.
    • Die Höhe des Rentabilitätsgrades erlaubt direkte Vergleiche mit alternativen Kapitalanlagen.
  • Beim Vergleich alternativer Investitionsobjekte ist die Alternative vorziehenswürdig, die die größte Rentabilität aufweist.
  • Ein einzelnes Investitionsobjekt gilt dann als vorteilhaft, wenn der Rentabilitätsgrad eine vorgegebene Mindestverzinsung übersteigt.


  • bei der Nettorendite (= Netto-Rentabilitätsgrad) werden von den Erlösen die kalkulatorischen Zinsen als Kostenposition mit abgesetzt

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2068.gif)


  • bei der Bruttorendite (= Brutto-Rentabilitätsgrad) werden von den Erlösen die kalkulatorischen Zinsen als Kostenposition nicht mit abgesetzt

 (image: https://hssm.hqedv.de/uploads/Bwl203StatischeInvestitionsrechenverfahren/bwl2069.gif)



  • • n Investitionsobjekt ist absolut vorteilhaft, wenn seine Rentabilität höher ist als ein vom Investor vorgegebener Grenzwert (Renta ≥ Rentamin).
  • Beim relativen Vorteilhaftigkeitsvergleich wird das Investitionsobjekt gewählt, dessen Rentabilität höher ist als die jedes anderen zur Wahl stehenden Objektes ( Renta1 ≥ / ≤ Renta2 ).





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