Loci-Methode
A. Begrifflichkeit
Die Loci-Methode [Loci = Locus (lat.) = Ort] ist auch bekannt als Methode der Orte und Routenmethode. |
B. Vorgehensweise
1. Schritt: Zuerst legt der Anwender eine bestimmte Route (Raum- oder Körperoute) fest. Es sollte eine Route sein, die der Anwender gut kennt und bereits oft abgegangen ist. Das kann z.B. der Weg zum Supermarkt, Fitnessstudio, Park oder der Weg zur Hochschule sein. Es gibt auch sogenannte Körperrouten, die sich z.B. vom Kopf bis zu den Füßen erstreckten. Empfehlenswert ist es, für jedes Fach eine eigene Route zu erstellen. Hiermit wird das Vermischen der Inhalte verhindert.
2. Schritt: Nach dem Erstellen der Route werden Wegpunkte festgelegt. Das sollten markante Punkte wie einprägsame Gebäude sein.
3. Schritt: Im nächsten Schritt werden die zu lernenden Informationen (Schlüsselbegriffe) in einer bestimmten Abfolge mit den Wegpunkten verbunden.
4. Schritt: Nun kann der Anwender die Route innerlich abgehen und sollte sich bei den Wegpunkten an die Informationen erinnern. [1] [2] [3]
Abbildung 1: Visualisierung des Prinzips der Loci-Methode.
Wie wirkungsvoll diese Lerntechnik wirklich ist, zeigt eine Studie des Max-Planck-Instituts zu der Loci-Methode. Insgesamt 40 zufällig ausgewählte Studenten sollten sich 40 Wörter in der richtigen Reihenfolge merken. Jedes Wort wurde ihnen nur für 10 Sekunden angezeigt. Die Studenten, die keine besondere Lerntechnik angewandt haben, konnten sich im Durchschnitt 5 Wörter in der richtigen Reihenfolge merken. Die Studenten, die die Loci-Methode angewandt haben, konnten sich hingegen im Durchschnitt an 35 Wörter in der richtigen Reihenfolge erinnern. Sie waren also mit Hilfe der Loci-Methode in der Lage, sich in der gleichen Zeit 600 % mehr zu merken.
Quelle: Karsten, G. Erfolgsgedächtnis: Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken. Wilhelm Goldmann Verlag, München. [4]
Abbildung 2: Graphische Darstellung der Ergebnisse der Studie des Max-Planck-Instituts.
C. Beispiel
Die letzten sieben Präsidenten der Vereinigten Staaten sollen mit Hilfe einer Körperroute gelernt werden:
Wegpunkte | Schlüsselbegriffe | Geschichte |
---|---|---|
Fuß | Ford | Ein Ford Mustang fährt über meinen Fuß. |
Knie | Carter | Ein Kater kratzt so doll am Knie, dass es anfängt zu bluten. |
Hüfte | Reagan | Ein Reagenzglas steckt in der Hosentasche. |
Rücken | Busch | Auf dem Rücken wächst ein grüner Busch. |
Brust | Clinton | Ich höre den Klingelton meines Smartphones, das sich in meiner Brusttasche befindet. |
Schulter | Busch | Ein kleiner Busch-Sprößling wächst auf der Schulter. |
Gesicht | Obama | Opa schüttet Mama ein Glas Wasser ins Gesicht. |
D. Vorteile
- Geübte können mit dieser Lerntechnik Inhalte in kurzer Zeit verinnerlichen.
- Die erlernten Inhalte sind tief im Gehirn verankert und auch nach längerer Zeit noch abrufbar.
- Die gleichen Wegpunkte/Routen können für viele Lerninhalte verwendet werden.
E. Nachteile
- Diese Lerntechnik setzt Übung und eine gewisse Kreativität voraus.
- Die Anzahl der Wegpunkte/Länge der Routen ist begrenzt und somit auch die Länge der Inhalte.
- Diese Technik eignet sich eher für Stichpunkte oder einfache Zahlen, nicht jedoch für komplexere Inhalte, Vokabeln oder mathematische Formeln.
F. Literaturempfehlung
Friedrich Rost - Lern- und Arbeitstechniken für das Studium
Michael Dathe - Grundlagen des selbstgesteuerten Lernens mit Schwerpunkt Mnemotechniken
Ulrich Bien - Einfach. Alles. Merken: Das perfekte Gedächtnistraining
Joachim Funke - Kognitive Psychologie
Christiane Stenger - Warum fällt das Schaf vom Baum? Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin
[1] Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken; Stickel Wolf Christine/Wolf Joachim; S. 318-319
[2] Lernen zu Lernen; Metzig Werner; Schuster Martin; S. 80
[3] Grundlagen des selbstgesteuerten Lernens mit Schwerpunkt Mnemotechniken; Michael Dathe; S. 15-16
[4] Erfolgsgedächtnis: Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken; Gunther Karsten
[5] Originalquelle nicht mehr ermittelbar.
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