Tutorium Kostenrechnung SS 2013
Kalkulatorische Kosten - Lösung
Kalkulatorische Abschreibungen
Unterschied zur bilanziellen Abschreibung:
Grundlage zur Berechnung ist der Wiederbeschaffungswert.
Kalkulatorische Abschreibungen werden so lange vorgenommen, wie das Abschreibungsobjekt im Unternehmen ist, also auch noch, wenn es eigentlich bereits abgeschrieben ist.
Bsp.:
Anschaffung einer Maschine für 60.000 €, Wiederbeschaffungswert 72.000 €,
Nutzungsdauer 10 Jahre. Wie hoch ist der jährliche Abschreibungsbetrag bei linearer Abschreibung?
jährlicher Abschreibungsbetrag = 72.000/10 = 7.200,-
Kalkulatorische Zinsen
Zinsen sind das Entgelt für Fremdkapital. Aber auch das Eigenkapital bedarf einer Verzinsung, denn würden die Geldmittel nicht im Unternehmen gebunden, sondern angelegt, wäre die Forderung eines Zinses ganz natürlich.
Ausgangspunkt zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen ist das betriebsnotwendige Kapital.
Nicht abnutzbares Anlagevermögen
+ Abnutzbares Anlagevermögen
= betriebsnotwendiges Anlagevermögen
+ betriebsnotwendiges Umlaufvermögen
= Betriebsnotwendiges Vermögen
- Abzugskapital
= Betriebsnotwendiges Kapital
Betriebsnotwendiges Umlaufvermögen
Durchschnittlich gebundener Wert = (Anfangsbestand + Endbestand) / 2
Abzugskapital
Das Abzugskapital ist dem Unternehmen zinsfrei Verfügung gestelltes Fremdkapital.
Kalkulatorische Zinsen = Betriebsnotwendiges Kapital * Zinssatz
Bsp.:
kalkulatorische Restwerte 300.000 €
Durchschnittsbestände im Umlaufvermögen 500.000 €
zinsfreies Fremdkapital 40.000 €
Wie hoch sind die kalkulatorischen Zinsen bei einem Zinssatz von 6 %?
(800.000-40.000)*0,06 = 45.600 €
Kalkulatorische Wagnisse
Ein Wagnis ist die mit jeder unternehmerischen Tätigkeit verbundene Verlustgefahr, welche das eingesetzte Kapital bedroht. Höhe und Zeitpunkt von Verlusten sind nicht vorherbestimmbar.
Das allgemeine Unternehmerwagnis wird kalkulatorisch nicht angesetzt, sondern mit dem Gewinn oder Verlust der Unternehmung abgegolten.
Einzelwagnisse beziehen sich unmittelbar auf einzelne Unternehmensbereiche. Sie sind aufgrund von Erfahrungswerten berechenbar und können somit kalkulatorisch angesetzt werden. Beispiele:
- Bestandswagnis (Schwund, Entwertung von Vorräten)
- Gewährleistungswagnis ( Garantieverpflichtungen, Nacharbeit)
- Anlagenwagnis (Ausfälle, Wertminderungen)
Durchschnittlicher Wagnisverlust = Summe der eingetretenen Wagnisverluste * 100/ Summe der Anschaffungskosten
Beispiel:
Wagnisverlust 2006: 600 €, Anschaffungskosten 2006: 26.000 €
Wagnisverlust 2007: 350 €, Anschaffungskosten 2007: 18.000 €
Wagnisverlust 2008: 550 €, Anschaffungskosten 2008: 26.000 €
Wagnisverlust 2009: 500 €, Anschaffungskosten 2009: 30.000 €
Durchschnittlicher Wagnisverlust = (600+350+550+500)/(26.000+18.000+26.000+30.000)*100=2,0 %
Übung
Im Anlagenbereich eines Unternehmens sind in den vergangenen 4 Jahren folgende Wagnisverluste eingetreten:
Jahr | Eingetretene Verluste in Euro | Wiederbeschaffungswert der Anlagen in Euro |
1 | 10.400 | 700.000 |
2 | 9.300 | 950.000 |
3 | 10.000 | 900.000 |
4 | 10.400 | 1.070.000 |
Summe | 40.200 | 3.620.000 |
Wie hoch ist das Anlagewagnis im 5. Jahr, wenn der Wiederbeschaffungswert der Anlagen im 5. Jahr 1.500.000 € beträgt?
Durchschnittlicher Wagnisverlust = 40.200 / 3.620.000 * 100 = 1,1 %
1.500.000 * 0,011 = 16.500 €
Kalkulatorischer Unternehmerlohn
Bei Einzelunternehmungen oder Personengesellschaften werden den mitarbeitenden Inhabern oder Gesellschaftern keine Gehälter gezahlt, ihre Arbeitsleistung wird durch den Gewinn abgegolten. In der Kostenkalkulation muss jedoch das „Gehalt“ des Unternehmers als Kosten angesetzt werden.
Bsp.:
Ein Unternehmer erhält ein kalkulatorisches Gehalt von 3.500,- €. Wie hoch ist der jährliche kalkulatorische Unternehmerlohn?
kalkulatorischer Unternehmerlohn = 3.500 * 12 = 42.000,- €
Kalkulatorische Miete
Stellt ein Einzelunternehmer oder Gesellschafter einer Personengesellschaft eigene Räume für betriebliche Zwecke zur Verfügung, wird eine Miete kalkulatorisch angesetzt. Werden Gegenstände, die dem Unternehmer privat gehören, betrieblich genutzt, können hierfür kalkulatorische Kosten berücksichtigt werden.
Die Miethöhe kann sich an der ortsüblichen Miete orientieren oder durch anteilige Erfassung aller mit dem Mietobjekt verbundenen Kosten festgelegt werden.
Beispiel:
Zur Berechnung der kalkulatorischen Miete sollen bei einer OHG die durchschnittlichen Kosten der letzten drei Jahre zugrunde gelegt werden.
Kosten in Euro | 2007 | 2008 | 2009 |
Abschreibungen | 14.500 | 14.500 | 14.500 |
Hypothekenzinsen | 9.450 | 11.100 | 10.630 |
Instandhaltung | 3.300 | 3.450 | 3.520 |
Sonstige Kosten | 2.630 | 2.710 | 2.720 |
Summe | 29.880 | 31.760 | 31.370 |
Kalk. Miete = (29.880+31.760+31.370) / 3 = 31.003 €
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